Als Fotograf mit den Schwerpunkten Tourismus- und Landschaftsfotografie ist für mich jede Region einzigartig – nicht nur landschaftlich, sondern auch in Bezug auf die logistischen und kreativen Rahmenbedingungen vor Ort. Im Juni 2025 führte mich ein mehrtägiger Fotografieauftrag für die Tourismuszentrale Rostock/Warnemünde an die Ostsee. Mein Ziel war es, die Region in stimmungsvollen Bildern einzufangen, wobei ich den Fokus auf Sonnenauf- und -untergänge, den maritimen Charakter, das städtische Flair und die landschaftliche Weite legte.
Der Plan: Viel Licht, klare Komposition, echte Stimmung
Das Briefing sah eine abwechslungsreiche Bildstrecke vor, die von Naturaufnahmen im Gespensterwald bei Nienhagen über das Strandleben in Warnemünde bis hin zu städtischen Motiven wie dem Stadthafen, dem Universitätsplatz oder dem Neuen Markt in Rostock reichte. Dabei war es wichtig, die Region nicht nur dokumentarisch festzuhalten, sondern durch gezielte Lichtstimmungen – etwa zur Goldenen oder Blauen Stunde – Emotionen zu transportieren und Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Entsprechend plante ich meine Reiseroute und die Tageszeiten sehr genau. Dazu nutzte ich lokale Sonnenstandrechner, Wetterdienste und Kartenmaterial, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Die Realität: Baustellen, Gerüste – und der Sommerhimmel
Doch wie so oft in der Outdoor- und Auftragsfotografie lief es vor Ort nicht immer nach Plan. Einige der geplanten Hauptmotive waren nicht zugänglich oder wurden durch verschiedene Faktoren in ihrer Wirkung beeinträchtigt, darunter:
- großflächige Baustellen am Stadthafen
- Gerüste an prägnanten Gebäuden der Innenstadt.
- Zelte und Bühnenaufbauten an geplanten Perspektivachsen.
- und teils fehlendes Leben an Orten, die normalerweise von touristischem Trubel geprägt sind
Hinzu kam im Sommer eine besondere Herausforderung durch den Sonnenstand: Im Juni verläuft die Sonne sehr weit im Norden, was die Komposition erschwert, wenn man sie gezielt in das Bild integrieren möchte. Da viele klassische Ostsee-Motive Richtung Süden oder Osten ausgerichtet sind, ist der Einsatz von Licht als gestalterisches Mittel in diesen Wochen stark eingeschränkt.
Die Ergebnisse








Mein Ansatz: Flexibilität, Präzision und Ruhe
Anstatt mich auf die Unzulänglichkeiten zu konzentrieren, habe ich vor Ort spontan umdisponiert. Ich habe alternative Perspektiven gesucht, ungewöhnliche Lichtstimmungen genutzt und das dokumentiert, was vorhanden war – authentisch und dennoch ästhetisch.
Dabei kam mir meine jahrelange Erfahrung in der Tourismusfotografie zugute. Ich wusste, welche Situationen sich trotz widriger Umstände in starke Bilder übersetzen lassen und wo es sich nicht lohnt, auf eine Szene zu hoffen, die visuell nicht funktioniert. Diese Sicherheit hilft mir besonders bei mehrtägigen Einsätzen, das Optimum aus Licht, Ort und Moment herauszuholen, auch wenn nicht alles wie geplant läuft.
Ein besonderes Erlebnis war der Gespensterwald bei Sonnenaufgang. Trotz aller Herausforderungen entfaltet dieser Ort seine ganz eigene Magie, wenn das erste Licht des Tages zwischen den Bäumen flackert. Auch spontane Begegnungen am Strand von Warnemünde und atmosphärische Details am Alten Strom fanden so ihren Platz in der finalen Bildauswahl.
Fazit: Anspruchsvolle Bedingungen, aber starke Ergebnisse
Der Auftrag in Rostock war ein gutes Beispiel dafür, dass Tourismusfotografie mehr ist als schönes Wetter und perfekte Kulissen. Es geht darum, sich auf eine Region einzulassen, mit den Gegebenheiten vor Ort umzugehen und dennoch Bilder zu schaffen, die Wirkung entfalten.
Gerade in solchen Situationen zeigt sich der Unterschied, den Erfahrung macht: Mit einem geschulten Blick, ruhiger Planung und dem Wissen, wie man auch schwierige Bedingungen fotografisch lesbar macht, konnte ich viele Motive so umsetzen, dass sie trotz aller Einschränkungen emotional funktionieren.
Ich bin dankbar für das Vertrauen der Tourismuszentrale und freue mich, wenn meine Aufnahmen dabei helfen, die Region in ihrer ganzen Vielfalt zu zeigen – authentisch und nicht inszeniert.

